Eine Frage der Energie
... also setz dich durch!
So einfach ist das? Dann wäre ich ja fast arbeitslos. In der Praxis ist es nicht leicht zu entscheiden, was erlaubt ist und was nicht. Während Menschen noch denken, entscheiden die Pferde oft selbst. Meistens anders als gewünscht. Was sind denn nun unsere Aufgaben als Chef? Sie unterteilen sich in drei Bereiche, drei Positionen, die im Leben eines Pferdes besetzt sein müssen, damit es zufrieden ist.
- Leithengst, er sorgt u.a. für den Schutz und Zusammenhalt der Herde (sie weicht aus)
- Leitstute, sie sorgt mit ihrem Wissen u.a. für gute Futter- und Wasserstellen (Herde folgt)
- Freund, mit ihm wird gekrault, gedöst, gespielt (einfach zusammen sein)
In diese Rollen müssen wir schlüpfen, wenn wir am Pferd sind. Je nach Situation muss es weichen, folgen oder wir sind einfach nur zusammen.
Respekt ist, wenn das Pferd seine Füße bewegt und weicht. Vertrauen ist, wenn es seine Füße bewegt und folgt. Haben wir beides sicher erreicht, dann können wir Freunde sein. Für mich heißt das, z.B. mal eine Grenzüberschreitung zu ignorieren, einfach nur so durch die Gegend zu reiten, eine juckende Stelle des Pferdes zu kratzen, eine Idee zuzulassen...
Sollte es mit unseren Hunden nicht auch so sein? Und mit unseren Kindern?
Vor lieb kommt klar. Sonst wird es gefährlich für uns und andere.
Deshalb ist es nicht möglich, in ein Pferd Respekt hinein zu streicheln. Wir müssen ihn beständig einfordern. Immer und überall.
Bei Tieren untereinander geschieht das bei BEDARF durch BERÜHRUNGEN, die nicht immer sanft sind, aber sofort aufhören, wenn die Rangordnung klar ist.
Wo also ist der Unterschied zwischen schlagen, streicheln, klapsen, korrigieren, am Zügel rupfen, zupfen oder riegeln?
Es ist unsere Energie.
Sind wir wütend, ist jeder Klapps ein Schlag und das Pferd lernt nicht Respekt, sondern Angst.
Sind wir wütend, ist jeder Zupfer am Zügel ein Rupfen.
Das Pferd lernt nicht am Zügel nachgeben, sondern vor ihm flüchten.
Haben wir Angst oder sind unsicher, reicht kein Schlag aus, um etwas zu erreichen.
Unser Pferd lernt, dass wir außer Schmerzen nichts zu bieten haben,
es wird sich verteidigen und in uns NIEMALS das finden, was es braucht.
Denkt mal daran, wenn Ihr das nächste Mal zum Pferd fahrt. Fragt Euch, wer Ihr für euer Pferd sein müsst.
Es lohnt sich.